Mit diesen Tipps lernen Kinder im Handumdrehen Fahrradfahren
Du liebst Fahrradfahren und möchtest dieses Gefühl an dein Kind weitergeben? Mit diesen Tipps lernt es spielend einfach Fahrradfahren und geht bald mit dir auf große Radtour!
Wann ist der richtige Zeitpunkt, um deinem Kind Radfahren beizubringen?
Die Frage, wann du deinem Kind Fahrradfahren beibringen kannst, lässt sich nur von einer Person beantworten: dem Kind selbst. Vor allem, wenn es schon Erfahrungen auf dem Laufrad gesammelt hat, wird es irgendwann von selbst Interesse an Fahrrädern entwickeln, meistens angestoßen durch Erfahrungen im Freundeskreis. Natürlich gibt es auch Kinder, die erst an das Thema herangeführt werden müssen. Sie wären motorisch zwar durchaus in der Lage, haben aber vielleicht noch Angst oder einfach keinen Bezug zu Fahrrädern. Nachfragen kann hier helfen ("Hast du vielleicht mal Lust, ein richtiges Fahrrad auszuprobieren?"), sollte aber auf gar keinen Fall Druck aufbauen.
In welchem Alter Kinder Fahrradfahren lernen, ist extrem verschieden. Kinder folgen keinem festgelegten Entwicklungsverlauf. Manche können schon im Alter von eineinhalb Jahren mit einem Laufrad losdüsen. Andere Kinder sind auch noch um ihren dritten Geburtstag herum damit überfordert, ihr Gleichgewicht zu halten. Es führt nur zu Frust, diesen Prozess beschleunigen zu wollen. Weil die Entwicklung von Kindern sehr sprunghaft verläuft, kann die erste "Fahrstunde", die heute noch unmöglich scheint, schon in wenigen Wochen erfolgreich absolviert werden.
Mit dieser Ausrüstung geht es besonders einfach
Lauflernräder
Keine Frage: Lauflernräder (manchmal auch Laufräder genannt) sind der schnellste Weg, um Kindern Fahrradfahren erst näher- und später einfacher beizubringen. Wegen ihres einfacheren Aufbaus ohne Pedale und Kette sind sie leichter und deutlich einfacher zu verstehen als Fahrräder. Deswegen sind sie schon lange vor "echten" Fahrrädern eine Option für jüngere Kinder. Die können mit Lauflernrädern ohne große Eingewöhnung eine Menge Spaß haben und dabei bereits üben, mit Hilfe von Sattel und Lenker das Gleichgewicht zu halten. Auch Roller und Scooter trainieren schon früh die Balance, sind aber wegen des fehlenden Sattels und der dadurch anderen Körperposition keine ideale Vorbereitung auf das Fahrradfahren.
Übergang zum "richtigen" Fahrrad
Man kann es nicht oft genug sagen: Jedes Kind ist einzigartig in seiner Entwicklung und deswegen ist es unmöglich, den perfekten Zeitpunkt zum Umstieg vom Lauflernrad auf ein Fahrrad vorherzusagen. Achte auf die Signale deines Kindes und biete Unterstützung an, aber bau auf keinen Fall Druck auf. Jedes Kind ohne motorische Einschränkungen kann und wird irgendwann Fahrradfahren lernen. Bei manchen geht das schnell, bei anderen dauert es eben etwas länger. Grundsätzlich kannst du davon ausgehen, dass ein Kind, das schon sicher mit einem Lauflernrad unterwegs ist und eigene Motivation mitbringt, mit einem passenden Fahrrad innerhalb sehr kurzer Zeit, im besten Fall sogar schon innerhalb eines Nachmittags, Fahrradfahren lernen kann.
Die passende Größe des ersten Fahrrads
Anders als Fahrräder für Erwachsene werden die Größen von Kinderrädern in der Größe ihrer Laufräder angegeben. Ein guter Ausgangspunkt für Kinder, die schon früh gute Erfahrungen mit dem Laufrad gesammelt haben, ist das 12"-Fahrrad, das wir ab rund 95 Zentimetern Körpergröße empfehlen. Das ist aber nur ein erster Anhaltspunkt, denn Kinderkörper wachsen nicht symmetrisch und die Proportionen von Rumpf und Gliedmaßen können sich bei gleich großen Kindern drastisch unterscheiden. Wichtiger als die Körpergröße ist die Innenbeinlänge oder auch Schrittlänge, denn sie entscheidet, wie hoch ein Kind sitzen und gleichzeitig noch mit den Füßen den Boden erreichen kann. Wenn das Kind auch bei der niedrigsten möglichen Sattelposition nicht mit beiden Füßen auf den Boden kommt, ist das ein klares Indiz dafür, dass ein Fahrrad noch zu groß ist. Diese Tabelle gibt einen ersten Anhaltspunkt.
Körpergröße | Innenbeinlänge | |
Lauflernrad 12" | 85-110 cm | 30-45 cm |
12" | 95-120 cm | 40-50 cm |
14" | 100-120 cm | 42-52 cm |
16" | 105-125 cm | 45-55 cm |
18" | 110-130 cm | 48-57 cm |
20" | 115-135 cm | 52-59 cm |
"Reinwachsen" ist keine gute Idee
Kinder wachsen schnell und Fahrräder können durch einen Wachstumsschub schon nach kurzer Zeit zu klein sein. Es ist deswegen eine beliebte Methode, Fahrräder für Kinder eine Nummer zu groß zu kaufen, um die finanziellen Auswirkungen des Radfahrens gering zu halten. Das Problem ist: Wenn du Pech hast, wächst das Kind nicht in das Fahrrad hinein, sondern verliert schlicht die Lust am Radfahren. Hättest du Spaß daran, ein schweres, unhandliches Fahrrad zu fahren, das für eine deutlich größere und kräftigere Person hergestellt wurde? Zu große Fahrräder können auch ein Sicherheitsrisiko darstellen, wenn das Kind nicht mit den Füßen auf den Boden kommt oder aber die Bremshebel nicht erreichen kann. Deswegen empfiehlt sich immer der Kauf eines passenden Rades. Das muss nicht teuer sein, denn (vor allem hochwertige) Kinderräder haben einen guten Wiederverkaufswert und der Gebrauchtmarkt ist sehr ergiebig.
Stützräder sind nicht mehr zeitgemäß
Manche Kinderräder werden noch mit Stützrädern ausgeliefert, dabei hat sich eigentlich flächendeckend die Ansicht durchgesetzt, dass sie beim Lernen eher stören als helfen. Die Frage, wann Kinder ohne Stützräder Fahrradfahren lernen können, ist insofern überholt: Am schnellsten lernen sie es nämlich ganz ohne Stützräder. Gerade, wenn sich dein Kind schon an ein Lauflernrad gewöhnt hat, werfen die Stützräder sämtliche Fortschritte wieder über den Haufen. Mit ihnen am Rad muss dein Kind nämlich nicht mehr aktiv das Gleichgewicht halten. In dem Moment, wo die Stützräder abgebaut werden, geht das Lernen dann von vorne los - und dauert dementsprechend länger. Wenn es also irgendwie geht, verzichte von Anfang an auf die Stützräder.
Einstellung des Rades für die erste Tour
Für die erste Tour sollte das Rad besonders eingestellt sein, damit die ersten Meter so leicht wie möglich fallen. Stell den Sattel so niedrig wie möglich, damit Auf- und Absteigen keine Probleme bereiten. Wenn diese Bewegung in Fleisch und Blut übergegangen ist, dann kannst du eventuell den Sattel etwas höherstellen, falls die Beine beim Treten zu gebeugt sind. Zu Beginn ist die Möglichkeit, schnell absteigen zu können und mit den Füßen auf den Boden zu kommen, mit Abstand der wichtigste Faktor. Rücktrittbremsen sind zwar an manchen Kinderrädern noch verbaut, geraten aber ähnlich wie Stützräder immer mehr aus der Mode. Sie funktionieren nur in einer bestimmten Pedalstellung und sind so im schlimmsten Fall nicht zur Stelle, wenn dringend gebremst werden muss. Besser sind gut eingestellte Handbremsen, deren Hebelweite für Kinderhände angepasst wurde. Achte darauf, dass dein Kind mit den Fingern gut die Hebel erreichen kann. Im besten Fall sind die Hebel auf verschiedene Handgrößen einstellbar.
Ohne Helm geht es nicht
Die ersten Versuche, Fahrrad zu fahren, gehen mit einem erhöhten Risiko einher, auch mal hinzufallen. Das ist in der Regel nicht schlimm und resultiert höchstens in einem aufgeschrammten Knie. Deswegen sollte aber auch klar sein: Ohne Helm steigt dein Kind nicht aufs Rad. Es gibt eine gewaltige Auswahl an Helmen speziell für Kinder, nicht nur was das Design angeht, sondern auch in verschiedenen Passformen.
Sitz des Helms
Es ist wichtig, dass dein Kind einen Helm trägt, aber das ist nur die halbe Miete. Selbst ein zum Kopfumfang deines Kindes passender Helm schützt nur unvollständig, wenn er falsch sitzt, und wird im schlimmsten Fall sogar selbst zu einer Gefahr. Er sollte parallel zum Boden sitzen und zwar so, dass über den Augenbrauen zwei (Kinder-)Finger Platz sind. Das Einstellrädchen am Hinterkopf sollte so eingestellt sein, dass der Helm auch bei geöffnetem Kinnriemen bei moderaten Kopfbewegungen nicht verrutscht. Vorsicht: Zu eng darf er auch nicht eingestellt werden! Wenn das alles passt, dann fehlt nur noch der Kinngurt. Das Dreieck sollte nicht an den Ohrläppchen reiben und der Gurt sollte so eng sein, dass das Kind noch bequem zwei Finger zwischen Riemen und Kinn bekommt. Wenn der Helm so sitzt, ohne zu drücken, dann kann er seine Schutzwirkung voll entfalten.
Der richtige Ort für die ersten Versuche
Für die ersten Versuche braucht ihr einen Ort mit ebenem, glatten Untergrund, an dem ausgeschlossen ist, dass andere Fahrzeuge in die Quere kommen. Ideal ist ein abgesperrter Supermarktparkplatz an einem Sonntag oder ein ruhiger Feldweg. Straßen, Bürgersteige oder Fußgängerzonen sind tabu, weil dort zu viele Gefahren drohen. Ebenso nicht anzuraten sind Wiesen, die zwar eventuelle Stürze abfedern - aber gleichzeitig durch Unebenheiten genau diese Stürze auch befördern und die ersten Meter auf dem Fahrrad unnötig erschweren.
Spielerisch Radfahren lernen
Die ersten Versuche auf dem richtigen Fahrrad
Das Fahrrad passt und ist eingestellt, der Parkplatz liegt eben und völlig frei von Autos vor euch. Bevor es ans Eingemachte geht, solltest du mit deinem Kind aber noch einmal die Funktion der Bremsen besprechen. Auf dem Fahrrad sind Kinder deutlich schneller als auf dem Laufrad unterwegs und können den nebenher laufenden Eltern auch mal davonfahren. Deswegen gilt es, unbedingt im Vorfeld zu klären, wie das Kind wieder anhalten kann.
Aber jetzt geht's los: Die große Neuerung im Vergleich zum Lauflernrad sind die Pedale. Die Angst vor dieser Neuerung kannst du verringern, indem ihr erstmal ein paar Runden dreht und dein Kind entweder die Füße in der Luft hält oder einfach nur auf den Pedalen stehen lässt, ohne zu treten. Währenddessen läufst du mit ihm mit und schiebst mit einer Hand an der Schulter an. So weiß dein Kind, dass du immer dabei bist, und du kannst eingreifen, sobald etwas schiefgehen sollte. Ein paar Übungen, an einem bestimmten Punkt anzuhalten, solltet ihr hier auch einschieben.
In dem Modus macht ihr einfach weiter, während das Kind nach und nach mehr Aufgaben selber übernimmt und du dich immer weiter zurückziehst. Schließlich liegt deine Hand nur noch lose auf der Schulter, ohne zu stützen oder anzuschieben. Sprich mit deinem Kind ab, wann du sie ganz wegnehmen kannst - und schon fährt es ganz alleine Fahrrad!
Ängste überwinden
Selbst wenn dein Kind schon Erfahrungen auf dem Lauflernrad gesammelt hat, muss der Wechsel zum Fahrrad nicht reibungslos verlaufen. Ein früher Sturz oder eine andere schlechte Erfahrung kann jede Menge Selbstvertrauen zunichte machen. Aber auch, wenn sich das Kind dazu gedrängt fühlt, Fahrrad fahren zu lernen, weil die Eltern denken, dass jedes Kind mit spätestens drei Jahren Fahrradfahren lernen muss, kann zu Unsicherheit führen. Nichts zu überstürzen und keinen Druck aufzubauen, hilft bereits enorm. Aber auch ein Kind, das hochmotiviert ist, kann ein bisschen Unterstützung brauchen. Eine Hand am Rücken schafft Sicherheit. Gleichzeitig mit dem Kind zu reden, die notwendigen Handlungen mit ruhiger Stimme durchzugehen, und es immer wieder zu bestärken, wenn es etwas richtig gemacht, lässt viele Ängste in Rauch aufgehen.
Aller Anfang ist schwer - aber mit diesen Tipps zum Fahrradfahren lernt dein Kind besonders schnell. Und gibt es etwas Schöneres als dabei sein zu dürfen, wenn das eigene Kind die ersten Meter auf dem Fahrrad alleine zurücklegt?