Wir helfen dir bei der wichtigsten Entscheidung, die du beim Mountainbike-Kauf treffen musst
Bei der Anschaffung eines Mountainbikes wirst du eine Menge Fachbegriffe zu hören bekommen. Damit du so bald wie möglich mit dem perfekt zu dir passenden Rad im Wald unterwegs sein kannst, gehen wir hier Schritt für Schritt durch, was bei der Kaufentscheidung relevant ist.
Inhalt
- Was musst du alles entscheiden?
- Vor- und Nachteile von Hardtails und Fullys
- Hardtail oder Fully bei E-Bikes: Andere Schwerpunkte
- Exkurs: Aluminium oder Carbon für deinen MTB-Rahmen?
- Der Rahmen - das Herz jedes Fahrrades
- Kaufberatung Hardtail vs. Fully
- FAQ
Was musst du alles entscheiden?
Die wichtigste Frage, die sich dir beim Kauf stellt, ist die, ob du ein Hardtail oder ein Fully kaufst. Der Rahmen ist einfach das wichtigste Teil des Fahrrades und die Art der Federung bestimmt in großem Maße, wie sich dein Rad anfühlt und auf welchem Terrain es besonders glänzt. Am E-MTB kommt noch der Antrieb dazu. Das Rahmenmaterial ist im Vergleich dazu nicht so wichtig. Anbauteile wie Bremsen und Schaltung kannst du nach Bedarf anpassen oder aufwerten. Im Wesentlichen beschäftigen wir uns hier also mit der Frage, ob du eine Hinterradfederung benötigst oder nicht. Vorher müssen wir aber klären, worüber wir überhaupt reden.
Was ist ein Hardtail?
Die Bezeichnung "Hardtail" kommt aus dem Englischen und bedeutet wörtlich übersetzt "hartes Heck". Der Name weist auf die zentrale Eigenschaft dieser Räder hin: Die für Mountainbikes typische Federung findet sich bei ihnen nur am Vorderrad, das Hinterrad ist nicht gefedert. Mit abgestimmter Geometrie und Ausstattung gibt es Hardtails für sehr viele Einsatzgebiete vom gemütlichem Touring bis hin zu aggressiven Abfahrten. Am meisten verbreitet sind sie allerdings mit Federgabeln im Bereich von 100 bis 120 Millimetern Federweg in günstigen Preissegmenten, beim Touring oder bei Cross-Country-Rennen beziehungsweise MTB-Marathons mit vielen Höhenmetern und begrenztem technischem Anspruch.
Was ist ein Fully?
Das Wort "Fully" ist eine deutsche Kurzform des englischen "full suspension bike". Hierbei handelt es sich um Mountainbikes, bei denen sowohl das Vorderrad als auch das Hinterrad gefedert sind. Es gibt MTB-Fully-Rahmen in verschiedensten Varianten, die man am einfachsten anhand des vorhandenen Federwegs unterscheiden kann.
Übersichtstabelle: MTB-Fully-Varianten
Einsteiger | Cross-Country | Downcountry | Trail | All Mountain & Enduro | Freeride & Downhill | |
Einsatzbereich | Touren in leichtem Gelände, Alltag | Cross-Country-Rennen und Marathons, Touren in leichtem Gelände | Touren in leichtem Gelände, Trails, selten XC-Rennen | Trails, Touren in mittlerem Gelände | Enduro-Rennen, Touren in alpinem Gelände, Bikepark | Bikepark, extremes Gelände, Downhill-Rennen |
Federweg in Millimeter (vorne und hinten) | 100 - 120 | 100 - 120 | 120 | 130 - 140 | 150 - 160 | > 170 |
Geometrie | komfortabel aufrecht | rennorientiert aggressiv | Balance zwischen renn- und abfahrtsorientiert | Balance zwischen Touren und Abfahrten | abfahrtsorientiert mit Kompromissen in Sachen Tritteffizienz | rein abfahrtsorientiert |
Ausstattung | robust, pflegeleicht, günstig | spartanisch, leicht, effizient | Kombination aus Trail- & Cross-Country-Ausstattung | vielseitig, robust | robust | maximal robust |
Typische Anbauteile | Federungslockout; schmalere gut rollende Reifen | Federungslockout, breite Reifen (ca. 2.4"), Dropper Post | breite Reifen (ca. 2.4"), Dropper Post | breite, robuste Reifen; große Bremsscheiben (ca. 200 mm) | Doppelbrückengabel; breite, robuste Reifen; große Bremsscheiben (ca. 200 mm) |
Vor- und Nachteile von Hardtails und Fullys
Wenn du keine Lust auf eine lange Auseinandersetzung mit dem Thema hast, dann reicht es, eine einzige Frage zu beantworten: Möchtest du mit deinem Mountainbike regelmäßig technisch anspruchsvollere Wege als Forststraßen fahren? Wenn du diese Frage bejahst, dann ist ein vollgefedertes Mountainbike für dich so gut wie immer die richtige Wahl, da ein Fully auf schwierigeren Abschnitten bergauf und vor allem bergab mehr Traktion, Sicherheit und Fahrspaß bietet. Ein Hardtail ist im Renneinsatz nur noch in wenigen Situationen wie Rennen mit niedrigem technischem Anspruch und extrem vielen Höhenmetern das Rad der Wahl. Günstige Modelle lassen sich aber oft mit Schutzblechen und Gepäckträger ausstatten. Dadurch eignen sie sich auch als komfortable und flexible Stadträder, die Kopfsteinpflaster glattbügeln und bereit für den Wochenendausflug über Feldwege sind. Für den Einsatz im Gelände ist das Fully aber in so gut wie allen Situationen überlegen.
In der Tabelle findest du einen groben Überblick über die Vorteile der jeweiligen Rahmenform, in den folgenden Abschnitten kannst du tiefer ins Thema eintauchen.
Tabelle: Vor- und Nachteile von Hardtails und Fullys
Hardtail | Fully | |
Anschaffungspreis | + | - |
Komplexität/Wartungsaufwand | + | - |
Gewicht | + | - |
Traktion | - | + |
Effizienz | (+) | + |
Komfort | - | + |
Anschaffungspreis
Dieser Unterschied fällt dir schon auf, bevor du überhaupt die erste Tour auf deinem neuen Mountainbike gemacht hast. Hardtails sind schon ab 500 Euro zu haben, während ernstzunehmende Fullys bei rund 1500 Euro starten. Dabei verschleiert die unterschiedliche Ausrichtung dieser Räder ein wenig den tatsächlichen Preisunterschied. Günstigere Hardtails sind selten auf harten Geländeeinsatz abgestimmt, sondern eher als maximal komfortable Tourenräder gedacht, die auch mal einen Ausflug in den Wald mitmachen. Fullys hingegen sind (zumindest die Modelle in unserem Shop) ohne Ausnahme sportlichere und höherwertig ausgestattete Modelle, die ohne Einschränkungen offroadtauglich sind. Das kostet Geld, weshalb du für ein vollgefedertes Rad immer tiefer in die Tasche greifen musst als für ein Hardtail.
Komplexität und Wartungsaufwand
Der gefederte Hinterbau bringt ein ganz anderes Gefühl und jede Menge Komfort in technischem Terrain. In der Werkstatt kann er allerdings eine Menge Herausforderungen und Kopfschmerzen verursachen. Je nach Konstruktionsart des Rahmens sind an einem oder mehreren Gelenken im Hinterbau Kugel- oder Gleitlager verbaut. Dazu kommen der Dämpfer und seine Abstimmung - sicher kein Hexenwerk, aber nichtsdestotrotz zusätzlicher Aufwand, der bei einem Hardtail entfällt. Schau in unserem Federungsguide, worauf du bei der Abstimmung achten musst.
Alle Lager im Hinterbau und die Dämpferbuchsen sind wie dein Antrieb und deine Reifen Verschleißteile, die regelmäßig getauscht werden müssen. Wie lange diese Teile halten, hängt davon ab, wie häufig du welches Terrain fährst, bei was für Wetter du unterwegs bist und wie gründlich du dein Rad nach deinen Touren putzt. Bei intensiver Nutzung solltest du ein- bis zweimal pro Saison alle Lager überprüfen und davon ausgehen, zumindest einige davon tauschen zu müssen. Wenn dein MTB-Rahmen knarzt, ist das ein klarer Hinweis darauf, wieder mal einen Service durchzuführen. Auch der Dämpfer braucht regelmäßig Pflege. Manche Hersteller empfehlen einen Service für manche Modelle bereits alle 50 Betriebsstunden.
Gewicht
Im Alltag oder auf Touren macht der Gewichtsunterschied keinen großen Unterschied, hier solltest du dich von anderen Überlegungen leiten lassen. Anders liegt der Fall im sportlichen Einsatz. Eins der wenigen Argumente, für ein MTB-Rennen noch zu einem Hardtail zu greifen, ist das Gewicht. Hardtails sind in der Regel rund ein gutes Kilogramm leichter als ein Fully. Dieser Unterschied ist nicht ausschließlich dem zusätzlichen Gewicht der Hinterradfederung geschuldet. Häufig sind Fullys, weil sie grundsätzlich abfahrtstauglicher sind, auch mit dazu passenden Anbauteilen wie breiteren Laufrädern und Reifen oder größeren Bremsscheiben ausgestattet. Die sind robuster und bringen Sicherheit in die Abfahrt, aber auch mehr Gramm auf die Waage.
Eine weitere Erklärung für das höhere Gewicht von Fullys liegt bei manchen Modellen in günstigeren (und damit in der Regel schwereren) Anbauteilen. Fahrräder werden oft im Hinblick auf bestimmte Preispunkte (zum Beispiel 1999 Euro) entwickelt und mit Teilen bestückt. Da der Rahmen eines Fullys mehr Aufwand bei Entwicklung und Herstellung benötigt als der eines Hardtails, verschlingt er einen größeren Teil dieses Kaufpreises. Für die Anbauteile bleibt dann weniger Geld über, sie sind von niedrigerer Qualität und damit schwerer.
Der Stellenwert des Fahrradgewichts wird aber auch für den Renneinsatz in der Regel viel zu hoch bewertet. Wenn die Ziellinie eines Rennens am Ende eines langen, steilen Anstiegs liegt, bringt das niedrigere Gewicht eines Hardtails im Vergleich zu einem Fully rein rechnerisch eine Handvoll Sekunden und kann (isoliert betrachtet) entscheidend sein. Tatsächlich beträgt der Unterschied im Systemgewicht (Fahrrad + Fahrer*in + Kleidung) aber immer nur wenige Prozent und macht sich vor allem bei sehr leichten Fahrer*innen bemerkbar. Wenn du 80 Kilo wiegst, kommst du mit Kleidung, Helm und Fahrrad auf knapp 100 Kilo. Dann spielt es schlicht und ergreifend keine große Rolle, ob dein Rahmen ein Kilo mehr oder weniger wiegt.
Natürlich spielt das Gewicht deiner Ausrüstung im Rahmen einer ganzheitlichen Optimierung deiner Performance eine Rolle. Faktoren wie Komfort, Traktion und Flexibilität sind deutlich schwerer zu messen, aber mindestens ebenso wichtig, wenn nicht wichtiger. Verlier das beim Vergleichen von Rahmen- und Fahrradgewichten nie aus dem Auge!
Traktion
Bodenkontakt mit den Reifen zu haben, ist beim Mountainbiken absolut essenziell. Das merkst du bereits sehr eindrucksvoll, wenn du von einem ungefederten Trekkingrad auf ein Hardtail mit einer Federgabel umsteigst. Durch das gefederte Vorderrad bleibt dein Reifen auch in ruppigem Terrain öfter am Boden, wodurch du deutlich mehr Kontrolle hast. Du kannst später bremsen und sicherer (also schneller) durch Kurven fahren, weil der Reifen nicht von jeder Unebenheit in die Luft katapultiert wird, sondern die permanent arbeitende Federung Stöße ausgleicht.
Das gleiche passiert bei einem Fully auch am Hinterrad. Der Effekt ist noch beeindruckender als bei einer Federgabel, die nur am nicht angetriebenen Vorderrad arbeitet. Durch das gefederte Hinterrad wird deine Leistung nämlich deutlich effektiver auf den Trail gebracht. In Zeitlupe betrachtet hüpft das Hinterrad eines Hardtails bei jeder Unebenheit, die nicht vom Reifen ausgeglichen wird, in die Luft. Solange der Reifen keinen Bodenkontakt hat, verpufft deine Leistung im Nichts. Moderne Fully-Hinterbauten gleichen auch gröbere Unebenheiten wie Wurzeln oder Steine aus und pressen dein Hinterrad praktisch an den Boden. Dadurch kannst du mit einem Fully technisch anspruchsvolle Passagen bergauf deutlich einfacher bewältigen als mit einem Hardtail und fährst schneller und gleichzeitig sicherer bergab.
Effizienz
Es wird gerne behauptet, dass Hardtails deine Antriebsenergie effizienter in Vortrieb umsetzen, da der Hinterbau eines Fullys Energie "schluckt". Diese Theorie ignoriert, dass sich inzwischen an so gut wie allen Fullys der Dämpfer blockieren lässt. Da wippt auch auf den letzten Metern des Zielsprints nichts mehr und selbst die Illusion verschwindender Energie ist passé. Dazu kommt die unglaubliche Entwicklung in Sachen Federung. Vollgefederte Mountainbikes sind eine der wenigen Fahrradkategorien, wo es Jahr für Jahr noch substanzielle Fortschritte gibt. Moderne Hinterbauten können besser denn je mit deiner Power umgehen - und sie sorgen durch erhöhten Komfort und verbesserte Traktion für mehr Effizienz. Ein Blick dahin, auf welchen Modellen inzwischen so gut wie alle Mountainbike-Rennen gewonnen werden, dürfte letzte Zweifel über die Effizienz von Fullys verschwinden lassen.
Komfort
Hardtails sind nicht unkomfortabel. Schließlich sind sie mit einer Federgabel ausgestattet, die am vorderen Ende des Rades hart arbeitet. Hinten schlucken breite Tubeless-Reifen einiges an Stößen ab, bevor sie durch den Rahmen an deine Füße, deinen Hintern und deinen Rücken weitergeleitet werden. Moderne Carbonrahmen sind ebenfalls ungeahnt gut darin, kleinere Stöße und Vibrationen abzumildern.
Jedes Fully liegt in Sachen Komfort aber noch einmal um Welten vor einem Hardtail. Eine gut auf dich eingestellte Hinterbaufederung ergänzt den ohnehin schon vorhandenen Komfort eines Mountainbikes noch um 100 oder mehr Millimeter an "Polsterung". Im Idealfall spricht der Hinterbau feinfühlig auf kleine Unebenheiten an, lässt das Hinterrad geschmeidig über mittelgroße Hindernisse rollen und federt größere Einschläge ab. Das ist vor allem für deinen Sitzkomfort bei langen Touren auf unbefestigten Wegen wichtig, da dich dein Fahrrad von den Unebenheiten der Wege isoliert.
Komfort ist dabei nicht nur Selbstzweck, sondern auch ein entscheidender Faktor, wenn du Rennergebnisse einfahren möchtest. Deine Muskeln ermüden durch Vibrationen, und gerade am Ende von langen Rennen über erbarmungsloses Terrain ist es ein Segen, wenn du etwas frischer am Schlussanstieg ankommst.
Foto: Cube
Hardtail oder Fully bei E-Bikes: Andere Schwerpunkte
Wenn du die Anschaffung eines neuen E-MTBs planst, dann gilt für dich die gleiche Devise: Solltest du anspruchsvolleres Terrain als nur Forststraßen fahren wollen, dann ist ein Fully die bessere Wahl. Es gibt allerdings drei zusätzliche Faktoren zu berücksichtigen.
E-MTBs profitieren mehr von einer Hinterradfederung
Schon unmotorisierte Fullys sind in technischen Abschnitten bergauf deutlich besser zu fahren als Hardtails. Die Federung sorgt einfach für besseren Bodenkontakt, wenn du über Wurzeln und Steine fährst. So kommt deine Leistung besser auf den Untergrund und dein Hinterrad dreht nicht durch.
Ein Motor, der zusätzlich noch mit 250 Watt schiebt, braucht trotz immer intelligenter werdender Steuerungen in allen Situationen auch deutlich mehr Traktion. Ein gutes Argument, bei einem E-Bike eher auf ein Fully als ein Hardtail zu setzen. So kannst du sicherstellen, dass die teilweise brachialen Drehmomente moderner E-MTB-Motoren auch tatsächlich in Vortrieb umgesetzt werden.
Das Gewicht spielt beim E-Bike nur eine untergeordnete Rolle
E-Bikes sind in den seltensten Fällen echte Leichtgewichte, E-Mountainbikes erst recht nicht. Selbst hochwertige Light E-MTBs wiegen meistens noch um die 20 Kilogramm. Vor diesem Hintergrund ergibt es noch weniger Sinn als ohnehin schon, auf jedes Gramm zu achten und deswegen ein Hardtail anstatt eines Fullys zu wählen. Das Mehrgewicht fällt an einem E-Bike nicht nur aufs Systemgewicht bezogen noch weniger auf. Du wirst bergauf auch vom Motor geschoben, weshalb Gewicht eine noch unwichtigere Kategorie bei der Kaufentscheidung wird.
Anbauteile
Wenn du ein festes Budget für dein nächstes Fahrrad eingeplant hast, dann solltest du dir im Klaren sein, dass du auf dem Papier für das gleiche Geld an einem E-MTB Fully am wenigsten für dein Geld bekommst. Während du für 5000 Euro schon ein fürstlich ausgestattetes Hardtail bekommst, bewegst du dich mit diesem Budget bei E-MTB Fullys nur in der oberen Mittelklasse. MTB-Carbonrahmen, elektrische Schaltungen und Premium-Komponenten wirst du vergeblich suchen. Zu viel des Budgets wird schon in den komplexen Rahmen sowie die elektrischen Bauteile gesteckt. Das ist aber kein Drama, denn der Rahmen (und bei E-Bikes das Motorsystem) sorgt für den Großteil des Fahrverhaltens. Upgrades an den Details (wie knackigeres Schalten oder bissigeres Bremsen) kannst du nach und nach durchführen, während du schon vollgefedert und motorisiert durch den Wald fegst.
Exkurs: Aluminium oder Carbon für deinen MTB-Rahmen?
Wenn du dich entschieden hast, ob für dich ein Hardtail oder Fully besser geeignet ist, stehst du vor der nächsten Entscheidung: Soll dein MTB einen Carbon- oder Aluminiumrahmen haben? Die Entscheidung dürfte vor allem zwischen diesen beiden Materialien fallen. Es gibt zwar auch Mountainbikerahmen aus Stahl oder gar Titan, sie fristen aber ein Nischendasein und sind für die meisten Anwendungsfälle nicht von Bedeutung.
Welche Faktoren zählen hier?
Bei der Entscheidung, ob es ein Fully oder ein Hardtail sein soll, hast du schon darüber nachgedacht, was du mit dem Rad alles anstellen wirst. Eine ähnliche Denkübung steht dir auch hier bevor, aber mit anderen Schwerpunkten: Wie hoch ist dein Budget? Wie wichtig ist dir das Gewicht meines Rades? Wie viel Zeit möchtest du in Pflege und Wartung investieren? Wie häufig fällst du mit deinem Rad hin? Bist du regelmäßig in sehr steinigem, verblocktem Gelände unterwegs?
Mountainbikerahmen aus Aluminium
Aluminium ist günstig, robust und kann dank weitentwickelter Verfahren auch in kompliziertere Formen als runde Rohre gebracht werden. Aus diesen Gründen werden mit großem Abstand die meisten Mountainbikerahmen aus Aluminium hergestellt. Das Material bietet einfach den besten Kompromiss aus technischen Eigenschaften und einem für die meisten Menschen akzeptablen Preis. Carbonrahmen mögen ein paar hundert Gramm leichter sein, aber merkst du den Unterschied wirklich auf dem Trail? Dazu kommt die Stabilität von Metall, wenn es mal knallt. Falls du sowohl auf dem Trail als auch in der Werkstatt eher rustikal zu Werke gehst, dann ist Aluminium das bessere Rahmenmaterial für dich. Etwaige Fehler verzeiht es dir eher als Carbon und lässt sich auch günstiger austauschen lässt. Reparaturen an Aluminiumrahmen sind allerdings nicht möglich.
Foto: Cube
Mountainbikerahmen aus Carbon
Wenn du mit einem etwas höheren Budget planen kannst, ist ein Carbonrahmen eventuell von Interesse für dich. Der macht zuerst auf der Waage Eindruck, denn Carbonrahmen vergleichbarer Steifigkeit sind deutlich leichter als Metallrahmen. Außerdem ist der Werkstoff Carbon deutlich vielseitiger und der Hersteller kann Steifigkeit und Komfort einzelner Rahmenteile viel präziser steuern als an einem Metallrahmen. Deswegen sind Carbonrahmen in der Regel komfortabler zu fahren als Aluminiumrahmen. Am Mountainbike fällt der Unterschied wegen der breiten Reifen und der ohnehin vorhandenen Federung aber nicht so sehr auf wie am Rennrad.
E-Bikes mit Carbonrahmen kommen immer häufiger auf den Markt. Viele der Light E-Bikes setzen auf Kohlefaser als Rahmenmaterial, um in Sachen Gewicht in die Nähe von Rädern ohne elektrischen Antrieb zu kommen. So bekommst du fast dein gewohntes Fahrverhalten, aber trotzdem Zusatzschub, wenn du ihn brauchst.
Der große Nachteil von Carbon ist die Empfindlichkeit gegenüber punktförmig einwirkenden Kräften, zum Beispiel wenn du bei einem Sturz mit deinem Rad auf einen Stein knallst. Auch bei der Wartung von Carbonteilen solltest du Vorsicht walten lassen und einen Drehmomentschlüssel nutzen. Trotzdem sind gut gepflegte Carbonrahmen langlebiger als Metallrahmen, weil bei ihnen keine Materialermüdung auftritt und sie im Gegensatz zu Aluminiumrahmen gut reparierbar sind.
Der Rahmen - das Herz jedes Fahrrades
Wieso ist es so wichtig, sich so viele Gedanken über die Rahmenform deines Mountainbikes zu machen? Du kannst an deinem Fahrrad viele Dinge ändern und auf deinen persönlichen Geschmack abstimmen. Ein Sattel, der zu deinem Hintern passt, oder Griffe, die sich deinen Handflächen anschmiegen, sind in wenigen Minuten getauscht und haben (außer dem erhöhten Komfort) keinerlei Auswirkungen auf das Fahrverhalten. Ganz anders verhält es sich mit dem Rahmen, der bestimmte Eigenschaften deines Rades praktisch unveränderlich festlegt. Ob du einen MTB-Hardtail-Rahmen oder ein Fully MTB fährst, gehört eindeutig zu den mit dem Fahrradkauf feststehenden Eigenschaften. Deswegen solltest du dir gut überlegen, ob ein Hardtail oder ein Fully besser zu dir und deinen Touren passt.
Was ist eigentlich die Rahmengröße?
Die wichtigste Kennzahl eines Rahmens ist die Rahmengröße. Als noch alle Rahmen eine klassische Double-Diamond-Form mit geradem Oberrohr hatten, wurde sie in Zentimetern angegeben und verriet sowohl die Länge des Sattelrohrs als auch die Länge des Oberrohrs. Das ist inzwischen nicht mehr so einfach möglich, da Rahmenformen unglaublich vielfältig geworden sind. Auch die Methoden, die Rahmengröße anzugeben, sind mittlerweile komplizierter. Du findest neben Zentimeterangaben auch Zollangaben (vor allem bei Mountainbikes verbreitet) und Konfektionsgrößen (XXS - XXL). Jeder Hersteller verwendet ein anderes System, seine Rahmengrößen zu definieren. Sei also vorsichtig: Nur weil dir bei Hersteller A eine Größe perfekt passt, kann die gleiche Größe bei Hersteller B viel zu klein oder zu groß sein. Das ist gerade bei Mountainbikes der Fall, weil die Hersteller hier in Sachen Geometrie deutlich experimentierfreudiger sind als bei Rennrädern. Wundere dich also nicht, wenn du auf einem Rad in Größe M sehr bequem sitzt, während du an einem anderen Modell ebenfalls in Größe M kaum an den Lenker kommst.
Aus diesem Grund benutzen wir eine Datenbank mit den Rahmenmaßen aller Räder, die wir verkaufen. So können wir dich mit unseren verschiedenen Rahmengrößen-Rechnern dabei unterstützen, dein Traumrad in der für dich passenden MTB-Rahmengröße zu finden.
Geometrie verstehen
Mit der Geometrie, die Länge und Winkel verschiedener Rahmenrohre sowie den Abstand diverser Fixpunkte des Rahmens zueinander angibt, wird nicht nur das Fahrverhalten deines Fahrrades festgelegt, sondern auch deine Position auf dem Rad. In gewissen, recht engen Grenzen sind natürlich Veränderungen möglich. Ein kurzes Oberrohr kannst du zum Beispiel mit einem längeren Vorbau oder einem etwas weiter nach hinten geschobenen Sattel ausgleichen. Der längere Vorbau hat aber wiederum Auswirkungen auf die Art, wie dein Rad auf Lenkimpulse reagiert, und der nach hinten geschobene Sattel ändert die Art, wie du in die Pedale trittst. Unter Umständen stößt du beim Versuch, das Fahrverhalten deines Rahmens zu ändern, eine Kaskade von Veränderungen an, die nicht alle vorteilhaft sein müssen.
Andere Maße (zum Beispiel der Radstand) sind praktisch nicht durch andere Anbauteile auszugleichen oder zu verändern. Ein Rad mit kurzem Radstand wird immer flotter um Kurven fahren als eins mit langem Radstand, ungeachtet der Anbauteile. Ein Segelboot ist schließlich auch immer einfacher zu manövrieren als ein Öltanker, egal welche Segel das Segelboot gesetzt hat. Deswegen ist es zumindest bei sportlich genutzten Rädern wie vielen Mountainbikes wichtig, dir beim Fahrradkauf darüber klar zu sein, was du mit dem Rad anstellen möchtest, und eine dafür passende Geometrie auszuwählen. Aus einem aggressiven Hardtail MTB für den Cross-Country-Renneinsatz kannst du nach dem Kauf kein gemütliches Tourenrad mehr machen und das Tourenfully wird selbst mit fetten Stollenreifen nicht zum Downhiller.
Flip Chips
Manche Fahrräder haben sogenannte Flip Chips verbaut. Das sind drehbare Einsätze mit verschiedenen Positionen (normalerweise zwei, selten auch drei), mit denen du die Geometrie deines Fahrrades minimal verändern kannst. Du findest sie ausschließlich bei Fullys, oft im Hinterbau an der Dämpferanlenkung oder im Bereich der hinteren Achse. An Gravelbikes werden sie auch an der Gabel eingesetzt.
Mit ihren verschiedenen Positionen können Flip Chips wesentliche Kennzahlen wie den Sitzwinkel, den Lenkwinkel und die Tretlagerhöhe eines Rades ändern. Die dadurch erzielten Änderungen (normalerweise rund ein Grad bei Sitz- und Tretlagerwinkel und rund ein Zentimeter bei der Tretlagerhöhe) sind in der Praxis deutlich zu spüren. Trotzdem solltest du dir nicht zu viel von einem Flip Chip erhoffen. Eine zu deinem Körper und deinen Touren passende Geometrie ersetzen sie nicht.
Kaufberatung Hardtail vs. Fully
Wenn du bis hierhin gekommen bist, hast du einen sehr guten Überblick über die Argumente, die für ein Hardtail oder ein Fully sprechen. Für den Alltag sowie einfachere Touren reicht ein Hardtail locker aus. Es spart dir außerdem Geld und Zeit bei Einstellung, Pflege und Wartung. Ein Fully solltest du ins Auge fassen, wenn du mit deinem Mountainbike wirklich über Stock und Stein fahren möchtest. Das gilt vor allem bei E-Bikes, denn bei ihnen fällt das Mehrgewicht der Hinterbaufederung überhaupt nicht mehr auf. Beachte dabei auch, dass du ein Fully für deinen bevorzugten Einsatz kaufst. Ein XC-Fully mit 100 mm Federweg hat zwar 100 mm mehr Federung als jedes Hardtail, das macht es dennoch noch nicht zu einem geeigneten Bike, um damit im Bikepark Spaß zu haben. In jedem Fall wirst du aber sehr viel Spaß mit deinem neuen Mountainbike habe, ob vollgefedert oder nicht.
Hardtail vs. Fully: Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Was ist der Unterschied zwischen einem Hardtail und einem Fully?
Ein Fully hat im Gegensatz zu einem Hardtail ein gefedertes Hinterrad. Hardtails sind immer etwas leichter und günstiger, während Fullys mehr Komfort und Sicherheit bieten, vor allem auf sportlicheren Touren in schwierigerem Gelände. Mit beiden Mountainbike-Typen kannst du jede Menge Spaß haben, Fullys haben sich für den sportlichen Einsatz aber flächendeckend durchgesetzt.
Was ist besser: Hardtail oder Fully?
Ob für dich ein Hardtail oder Fully besser geeignet ist, hängt von den Touren ab, die du mit deinem Mountainbike unternimmst. Wenn du ein Mountainbike für den Alltag in der Stadt und gelegentliche Ausflüge in den Wald suchst, aber auf befestigten Schotterwegen bleibst, dann ist ein Hardtail ideal. Solltest du maximalen Komfort suchen und/oder öfters mal schmale Pfade mit Wurzeln, Steinen etc. unsicher machen, dann bist du mit einem Fully besser bedient.
Ist man mit einem Hardtail oder Fully bergauf schneller?
Es kommt sehr stark auf den Untergrund an, ob du mit einem Hardtail oder Fully schneller am Gipfelkreuz bist. Auf glatten, gut gepflegten Wegen ist ein Hardtail wegen seines niedrigeren Gewichts schneller. Je unebener das Terrain wird, desto eher macht sich das Mehrgewicht des Fullys durch bessere Traktion bezahlt. In technischem Gelände mit unebener Oberfläche bist du mit einem Fully trotz des höheren Gewichts immer schneller. Das kommt allein schon daher, weil du mit dem Fully Passagen fahren kannst, die du mit dem Hardtail schieben musst.
Ist für Anfänger*innen ein Hardtail oder ein Fully besser geeignet?
Die Weisheit, nach der man erst einmal auf einem Hardtail die Grundlagen der Mountainbike-Fahrtechnik lernen soll, bevor man sich ein Fully verdient, ist schon lange überholt. Hardtails sind keine Räder für Anfänger*innen, ganz im Gegenteil! Sie brauchen in schwierigem Gelände deutlich mehr Erfahrung und verzeihen weniger Fehler. Nicht nur deswegen spricht alles dafür, deine ersten Trailerfahrungen auf einem Fully zu machen, das auf unbedachte Manöver deutlich gutmütiger reagiert und generell sicherer auf dem Trail liegt. Perspektivisch wirst du ohnehin mittel- bis langfristig auf einem Fully unterwegs sein, da sie sich als die beste Option für so gut wie alle Spielarten des Mountainbikens erwiesen haben. Dann kannst du auch direkt mit einem Fully starten.
Ist für Touren ein Hardtail oder Fully besser?
Wenn du nur Touren machen möchtest, bei denen du dich ausschließlich auf Asphalt sowie Feld- und Waldwegen in gutem Zustand bewegst, ist ein Hardtail für dich besser geeignet als ein Fully. Die Vorteile eines Fullys kannst du auf solchen Wegen nicht ausspielen. Außerdem sind Hardtails einfacher mit einem Gepäckträger nachzurüsten und benötigen weniger Pflege. An ihnen kannst du auch deutlich einfacher die immer beliebten Bikepacking-Taschen anbringen und damit auf Abenteuertour gehen.
Solltest du hingegen Touren über anspruchsvollere Wege planen, dann ist ein Fully ganz klar das Fahrrad der Wahl, weil es komfortabler, sicherer und effizienter ist als ein Hardtail. Gerade auf langen Ausfahrten wirst du den zusätzlichen Komfort zu schätzen wissen.
Ist ein Hardtail mit gefederter Sattelstütze so komfortabel wie ein Fully?
Du kannst deinem Hardtail mit einer gefederten Sattelstütze eine Menge Komfort spendieren, aber das Komfortlevel eines gefederten Hinterbaus wirst du nicht erreichen. Alle anderen Vorteile eines Fullys, vor allem die verbesserte Traktion bekommst du auch nicht mit einer Sattelstütze, denn sie federt ja nur deinen Hintern und nicht etwa das Hinterrad.
Was ist das am besten geeignete Rad für einen Alpencross: ein Hardtail oder ein Fully? Wenn es ein Fully ist, dann welches?
"Die" Alpenüberquerung gibt es nicht und die Wahl des geeigneten Fahrrades hängt sehr stark von der geplanten Route ab. Die sehr gutmütige Via Claudia Augusta beispielsweise ist größtenteils asphaltiert und hat nur wenige, sehr gut gepflegte Schotterpassagen. Hier bringt selbst ein Hardtail mehr Offroad-Fähigkeit mit als du benötigen wirst, und hält dich dafür auf den langen Straßenabschnitten zurück. Ein Trekkingrad oder ein Gravelbike wären hier die bessere Option.
Andere Routen sind oft mit Schiebe- oder Tragepassagen bergauf gespickt und fordern dich mit technisch anspruchsvollen Abfahrten heraus. Hier sind Downcountry- oder Trail-Fullys die beste Wahl, weil sie vergleichsweise leicht sind und auch in schwierigem Gelände nicht so schnell an ihre Grenzen kommen.
Für die Alpenüberquerungen, auf denen du bergauf auf Unterstützung durch Lifte oder Shuttles setzt, solltest du auf ein Enduro-Fully setzen. Sein Gewicht spielt keine Rolle, dafür kannst du es bergab richtig krachen lassen.